China-Austausch 2015

Die Zugfahrt verlief nach kleineren Anlaufschwierigkeiten problemlos und wir hatten in Fankfurt noch genügen Zeit, nach dem Checkin ein wenig den Flughafen zu erkunden. Ebenso ereignislos verlief der Flug. Es gab einige kleinere Luftturbulenzen, die aber alle gut überstanden. Nach den Einreiseformalitäten fanden auch alle Besitzer ihre Gepäckstücke wieder, sodass wir nun durch den Zoll zu den bereits auf uns wartenden Kollegen von der Shanghai Minhang gehen konnten.

Nach einer ca 1-stündigen Busfahrt kamen wir auf dem Gelände der Schule an und wurden wieder durch fähnchenschwingende Schüler begrüßt. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto vor der Schul-Anzeigetafel gab es noch eine kurze Begrüßungszeremonie, die Frau Yang, die Koordinatorin für internationale Austausche, zusammen mit einigen Schülern abhielt. Danach wurden alle von ihre Familien abgeholt und mussten dann noch zur örtlichen Polizeistation, um sich in Shanghai ordnungsgemäß anzumelden. Mal sehen was morgen hierüber berichtet wird. Viele Grüße aus Shanghai,

D. Haberzeth

DIENSTAG

Heute war ein voller Tag mit eindeutig künsterischem Gewicht.


Um 8 Uhr trafen sich alle in der der Shanghai Minhang High School angeschlossenen
Wenqi Middle School zur Kalligraphiestunde. Beide Schulen Teilen sich einen Kampus
und sind zusammengenommen in etwa das, was das Max ist, nur mit ca 3600
Schülern und 400 Lehrern.

In der Kalligraphie-Stunde erhielten alle einen Einblick in die Schreibtechnik der
Schriftzeichen - von links nach rechts und von oben nach unten, bevor es daran ging,
einen kurzen chinesischen Satz zu schreiben (den ich leider vergessen habe, aber
Freundschaft" war drin). Hier stellten sich unsere Schüler so gut
an, dass sie sich auch noch am Schriftzeichen "Drache" versuchen durften,
dass auf mehrere unterschiedliche Arten geschrieben werden kann. Die Lehrerin war
begeistert, und so wurden am Ende der Stunde die fünf besten Werke
prämiert und mit einem kleinen Preis bedacht.

Danach blieben wir in der Materie und es ging weiter zur Stunde in traditioneller
chinesischer Malerei. Hier wird wieder ausschließlich mit Tusche gezeichnet,
Farbschattierungen werden über Hinzugabe von Wasser erreicht. Man war hier mehr
oder weniger erfolgreich, auch wenn hier das eigene Empfinden manchmal nicht mit der
Meinung des Malers übereinstimmte und so zum Beispiel ein furchtbarer Stein
ebenfalls am Ende zu den fünf preisgekrönten Werken gehörte.
Außerdem beschäftigten wir uns etwas näher mit der Frage, ob diese
Art von Malerei tatsächlich schon seit Jahrhunderten unverändert besteht:
"Wie, die malen immer Steine und Bäume, und nie kommt jemand auf die Idee,
mal was anders zu machen !?"

Es folgte das Mittagessen im eigens für uns hingerichteten Raum, wo wir uns an
einem kleinen Buffet bedienen konnten "Jawoll, Nudeln!", so konnte jeder
Essen was er mochte, und es hat geschmeckt.

Nach der Mittagspause ging es weiter in den Künsten, diesmal mit Schwerpunkt
chinesische Oper. Nach einer kurzen Sangeseinlage, die uns allerdings etwas
schwerfiel, da wir noch immer nicht die "italienische" Singweise nach
Zahlen statt nach Noten gelernt haben (und das im Land der großszlig ;en Komponisten,
ts, ts...) gestalteten wir die Masken der Oper selbst nach Vorlagen, die aber alle
nach ihrem Geschmack abwandeln konnten. Leider war die Zeit etwas knapp, und so
konnten nicht alle Masken fertiggestellt werden. Dennoch waren wohl alle mit ihrem
Produkt zufrieden, das in der Abschlussfeier noch zu seiner Ehre kommen soll. Auch
hier gab es wieder Preise für die fünf besten Masken.

Als letztes Künstlerisches Element ging es zum Holzdruck, der dem Linoleumdruck
recht ähnlich ist. Hier galt es, einen Neujahrswunsch auf chinesisch sowie den
Fisch als Glückssymbol erst zu skizzieren und dann die gemalten Linien
wegzuschnitzen, um so einen Reliefdruck zu erhalten. Auch hier gaben sich alle
Mühe und es wurden viele schöne Drucke hergestellt, von denen
natürlich auch die Besten einen Preis erhielten.

Dann war der erste Schultag schon zuende, wobei der ein oder andere deutsche Partner
noch auf seinen Chinesen warten musste, da einige von Ihnen im Zusatzunterricht
für die Zwischenprüfung nächste Woche waren.

MITTWOCH

Wieder ist es Abend in Shanghai, und wieder folgt eine kurze Mail mit Tagesbericht.

Heute Morgen haben wir als erstes Kooperation und Teamarbeit geübt. Es galt,
einen Pinsel, an dem 6 Schnüre hingen mit mehreren Personen so zu steuern, dass
ein Schriftzeichen geschrieben werden konnte. Unserer Schüler waren mit viel
Spaß dabei und übten mal mehr mal weniger ernsthaft die Schriftzeichen.
Allerdings waren die hierfür eingeplanten 90 Minuten zu lang, sodass eine
Gruppe sich einen Ball lieh und Basketball spielte, beobachtet von den
Mittelschülern , die gerade Sportunterricht hatten. Es dauerte auch nicht
lange, so spielte der ein oder andere chinesische Schüler mit.

Danach beobachteten wir die täglich stattfindende (Massen-) Gymnastik nach
Musik, bei der alle Schüler in ihren Klassen ausgerichtet wie Soldaten auf dem
Sportplatz stehen und die vorgegebene Choreographie mitmachen. Es gibt auch immer
drei "Vortänzer" auf der Tribüne. Diese Gymnastik wird mal
ernster, mal weniger ernst betrieben, aber auf jeden Fall haben unsere deutschen
Schüler die Gymnastik interessiert aus dem oberen Stockwerk betrachtet.
Vielleicht sollte ich einmal anregen, dass sie versuchen, mitzumachen ... ;-)

Nach der Gymnastik haben wir dann Scherenschnitt gemacht. Hier sollte das
chinesische Zeichen für Glück nach Vorlage ausgeschnitten werden. AUch
hier waren alle wieder eifrig dabei, und es entstanden einige sehr schöne
eigene Entwürfe.

Mittaggegessen wurde früh, schon um 11.30 Uhr, da ein Ausflug zum Bund anstand.
Der Koch persönlich erkundigte sich, ob das Essen schmeckte, zauberter sogar
Pommes aufs Buffet und hielt einein kleinen Schwatz mit den Schülern. Selfies
wurden ebenfalls gemacht.

Nach ermahnenden Worten der chinesischen Leiterin (keine Wertsachen mitnehmen, immer
vorsichtig sein, nur in Gruppen gehen, pünktlich sein) ging es dann im
schuleigenen Bus auf die ca 1stündige Fahrt zum Bund. Neu war, dass auch die
chinesischen Partner mit auf den Ausflug durften, und so hatten alle zusammen viel
Spass, wenn auch eine Stunde Besichtigungszeit recht knapp bemessen war. Da werden
sicher einige das Wochenende noch nutzen, um den Besuch zu wiederholen.

Auch das Shanghai Musem wurde besichtigt, das Ausstellungen über die
chinesische Vergangenheit bietet, so kann man zum Beispiel Porzellan, antike
Möbel, alte Münzen oder die Trachten der verschiedenen chinesischen
Minderheiten betrachten.

Nach dem Besuch ging es auf die Rückfahrt und bei einbrechender Dunkelheit
trafen wir gegen 16.40 an der Schule ein. Auch dieser Tag war wieder kurzweilig und
alle hatten Spass und fühlten sich wohl.

DONNERSTAG

Ja, leider hat es heute immer wieder geregnet, aber die Stimmung war dennoch gut.

Leider entfiel heute Morgen der chinesische Drachentanz, da er auf dem Sportplatz
stattfinden sollte. Stattdessen gab es eine Unterrichtseinheit in Tai Chi. Die
ungewohnten Bewegungen mit Armen und Beinen gleichzeitig fielen einigen recht
schwer, aber dennoch war der Lehrer beeindruckt, wie schnell die deutschen
Schüler die gesamte Bewegungsform erlernten. Natürlich konnte sie keiner
auswendig, aber mit dem Lehrer als Vorturner ging es recht gut. Es wurden auch
gleich 10 besonders gute Schüler ausgewählt, die dieses Tai Chi an der
Abschlussfeier auf der Bühne vorführen dürfen - nicht jeder war
begeistert, dass er als besonders gut eingestuft wurde ;-)

Nach Tai Chi wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, um einen gemeinsamen Unterricht
mit chinesischen Schülern zu haben. In unserem Fall ging es um
Englischunterricht. Zunächst wurden alle in 4 Gruppen eingeteilt, und anhand
von Leitfragen unterhielten sich die Schüler miteinander. Es stellte sich
heraus, dass die chinesischen Schüler die Anfängergruppe
"Deutschlernen" waren, aber natürlich reicht ein paar Monate Deutsch
noch nicht aus, sich zu unterhalten. Auch mit dem Englischsprechen taten sich doch
recht viele chinesische Schüler schwer. Die Deutschen schnitten hier viel
besser ab (*Schulterklopfen* ;-)). Im zweiten Teil der Stunde spielte man eine
Abwandlung von Tabu: englische Begriffe sollten auf Englisch erklärt werden,
die Gruppe, die die meisten Begriffe erraten konnte, erhielt Lollies als Preis.

Danach gings erneut zum Mittagessen. Einige unserer Schüler stöhnten
schon, dass sie das Gefühl haben, den ganzen Tag essen zu müssen. Dennoch
wurde auch heute das Buffet wieder gerne angenommen. Der Koch übertrifft sich
jeden Tag mehr, und auch heute kam er wieder auf ein Schwätzchen vorbei und
nahm Wünsche für das letzte Schulessen am Freitag entgegen.

Nach dem Essen ging es auf den zweiten Ausflug, diesmal nach Qi bao, einer
sogenannten Wasserstadt (=ein Kanal/ Flüsschen/ Flussarm, an dem entlang sich
Verkaufsbuden und Essensbuden schlängeln). Hier durfte einige Schüler aus
der vormittäglichen Diskussionsrunde als Begleiter der deutschen Schüler
mitgehen. Es wurde ein wenig gekauft, einiges an interessantem Essen probiert, und
die Zeit ging wie im Flug vorbei.

Schon mussten wir wieder in die Schule zurück. Heute Abend haben einige
Gastfamilien interessante Dinge vor, z.B. Hotpot essen. Dann bricht morgen schon
unser letzter Tag an der Schule an.


D. Haberzeth



FREITAG

Heute war bereits der letzte Tag an der Schule.

Wie immer trafen sich alle Schüler um 7.30 Uhr zur "Konferenz" im
Konferenzraum und warteten darauf, dass das Programm losgeht.

Heute stand chinesische traditionelle Musik und Etikette auf dem Programm. Ein sehr
netter Lehrer zeigte uns mehrere verschiedene Blasinstrumente, und es durften auch
alle ausprobiert werden. Manche davon waren recht leicht zu spielen, bei anderen
wiederum bekam man keinen Ton heraus. Auch führten einige chinesische
Schüler ihr Können mit diesen traditionellen Instrumenten vor.

Dieser Unterricht ging nahtlos über in den Unterricht "Etikette".
Hier ging es um traditionelle chinesische Kleidung, die wir auch gleich anprobieren
durften sowie die förmliche Begrüßung, die früher üblich
war. Je nachdem ob man Mann oder Frau war gab es unterschiedliche Handhaltungen bei
der Verbeugung zur Begrüßung.

Die dritte Stunde an diesem Morgen sollte wieder dem "Teambuilding"
gewidment sein. Deutsche und chinesische Schüler sollten gemeinsam Aufgaben
lösen, was sich allerdings als recht schwierig darstellte, da die Dolmetscherin
wohl nicht alle Anweisungen übersetze, die chinesischen Schüler aber nicht
mit einer englischen Erklärung weiterhelfen konnten. So war für einige das
Teambuilding recht unbefriedigend. Erneut muss ich sagen, dass unsere Schüler
wirklich alle ohne Ausnahme deutlich besser und flüssiger Englisch sprechen als
die chinesischen Schüler.

Das Mittagessen war wieder enorm gut und reichlich, und der Koch lud uns am Ende
noch auf Tee/Kaffee in den Lehrer-Ruheraum ein. Hier stand dann auch eine
Tischtennisplatte, die natürlich sofort benutzt wurde.

Nach der Mittagspause probten wir etwas für die Abschlussfeier, die dann
pünktlich chinesisch eine haleb Stunde später als geplant begann. Hier
wurde nun Tai Chi und die chinesischen traditionellen Kleider vorgeführt, es
gab ein Playback-Musikstück und ein chinesischer Schüler führte eine
Szene aus einer chinesischen Oper vor.

Dann war der Tag auch schon vorbei und alle durften nach Hause. Es sind schon einige
Pläne für das Wochenende geschmiedet worden, teilweise zusammen mit
anderen Deutschen, teilweise allein.

Übers Wochenende werde ich keine Mails schicken, da wir nicht mit den
Schülern zusammen sind. Ab Montag sind wir dann auf der Rundreise, und ich
hoffe, dass ich jeden Abend im Hotel ein stabiles Netz bekomme und wieder Berichte
zu schreiben.

Ich wünsche allen eine schönes Wochenende und viele Grüße aus
Shanghai,



D. Haberzeth