Studienfahrt 2009 nach Prag (Frau Dr. Seidel / Hr. Geier)

Im Juli 2009 war Prag ein Ziel der Studienfahrten für die Jahrgangsstufe 12. Begleitet von Frau Dr. Seidel und Herrn Geier sollten wir sechs erlebnisreiche und eindrucksvolle Tage in der tschechischen Hauptstadt verbringen.

Thematische Schwerpunkte waren hierbei zum Einen die historische Entwicklung der Stadt, die charakteristischen Merkmale verschiedener Epochen, die den einzelnen Gebäuden ihr Wesen verleihen, zum Anderen ging es darum, tiefere Einblicke in das Leben und Wirken Franz Kafkas zu erhalten. Ganz nebenbei und wie von selbst offenbarte sich uns Schülern dabei das junge, dynamische Prag, das heute als eine der europäischen Metropolen Vielfalt und Charisma besitzt. Hier befindet sich beispielsweise die größte Diskothek Europas, was uns Schülern eine willkommene Möglichkeit bot, unsere freien Abende zu gestalten.

Auf unseren Stadtspaziergängen, zeitweise waren es regelrechte ?Stadtmärsche? (nicht böse gemeint!), begegneten wir all den prägenden Baustilen der vergangenen Jahrhunderte. Von massiven Mauern, die von der Romanik geprägt waren, über schlanke, gen Himmel ragende gotische Türme mit filigranem Maßwerk an den Fassaden, Giebeln und Säulen, die der Renaissance zuzuordnen sind und floralen Elementen an den Jugendstilfassaden bis hin zum modernen Kubismus - wir wurden zu wahren Kennern jeglicher Stilepochen ausgebildet!

Des Dekonstruktivismus, einer modernen Strömung der Architektur, hatte sich der kanadische Künstler Frank O. Gehry angenommen, als er ein modernes Bürogebäude für das Neue Prag entwarf. Das ?Tanzende Haus?, am Ufer der Moldau gelegen, avancierte inzwischen zum - womöglich jüngsten - Wahrzeichen der Stadt.

Die geschichtlich signifikanten Orte dieser Stadt sind neben der Prager Burg auf dem Hradschin mit dem Veitsdom im Burghof sicherlich das Stadtviertel Josefov, ehemaliges jüdisches Ghetto und Standort mehrerer Synagogen, sowie der Wenzelsplatz als wichtigster Schauplatz des Prager Frühlings. Diese Stadt hat im Laufe der Jahrhunderte viel gesehen und viel erlebt, das haben wir vor allem Dank unseres persönlichen Stadtführers Lubo erfahren, dem es an interessanten Details zu diversen Ereignissen und Gebäuden nicht mangelte.

Ein Teil der Gruppe machte zudem noch eine Exkursion nach Theresienstadt, das zur Zeit des Nationalsozialismus als Übergangslager zu anderen Vernichtungslagern genutzt wurde. Eine stille Betroffenheit machte sich unter der Gruppe breit, ist doch die Aufarbeitung dieses Themas so notwendig wie immer wieder erschütternd.

Prag, das ist die ?Goldene Stadt?, das ist der Schauplatz des Prager Frühlings 1968, das ist eine der geschichtsträchtigsten Städte Europas. Und es ist die Stadt, in der das Leben und Arbeiten des Franz Kafka stattfand. Wie aber sah das Prag Franz Kafkas aus? Auch dieser Frage sollte während unseres Aufenthaltes nachgegangen werden.

Ein Mann, der mit dem Finger einen Kreis auf die beschlagene Fensterscheibe malt:
In diesem kleinen Kreis ist mein ganzes Leben eingeschlossen."

Was aber hat Franz Kafka mit dem ?Kreis? gemeint, in dem er meinte zu leben? Franz Kafka hat Prag nie für nennenswert längere Zeit verlassen, dafür zog er aber innerhalb der Stadt mehrere Male um. An vielen Häusern, in denen er gewohnt hat, sind nicht einmal Gedenktafeln angebracht, an anderen nur sehr kleine, leicht übersehbare. Innerhalb dieses sehr kleinen Radius hat sich der Literat also bewegt - und dies als Einschränkung empfunden.

Faszinierend an Prag war für uns, dass neben den stereotypen ?Tourimeilen?, die man mittlerweile in jeder größeren Stadt findet, es einen nur wenige Schritte in ein kleines Seitengässchen kostet und man sich in authentischen Sträßchen mit kleinen Läden, Kaffeehäusern und Kellerkneipen befindet.

Mit der tschechischen Sprache, die uns ihrer zahlreichen Zischlaute wegen anfangs sehr schwer verständlich erschien, machten wir schnell die Erfahrung, dass schon alleine die Bemühung eines Touristen, die Sprache des Landes zumindest in ihrer minimalen Form anzuwenden, auf sehr freundliche Reaktionen stößt. Kleine Worte wie ?Bitte? (prosím) oder ?Danke? (dík) ernteten immer wieder freundliche, manchmal schmunzelnde Blicke.

Prag ist wirklich immer wieder eine Reise wert und jeder von uns wird sich freuen diesen Satz einmal wieder zu hören: Ukonc(ete, prosím, výstup a nástup, dver(e se zavírají. Pri?ti stanice: I.P. Pavlova!

An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an die begleitenden Lehrer für die tolle Organisation und die vielen Insider-Tipps!

Von Sonja Feger