Die Zukunft der Zeitzeugenschaft?

Am 22. Januar 2024 hatten die Schülerinnen und Schüler des Geschichtsleistungsfachs der Jahrgangsstufe 1 von Herrn Hellberg im Max-Planck-Gymnasium Lahr die Möglichkeit, mit der digital interaktiven Zeitzeugin Inge Auerbacher zu interagieren. Das sich noch in der Testphase befindende Projekt „Frag nach!“ wurde von Anna Nübling und Christiane Schwerdtfeger vom Exilarchiv Frankfurt vorgestellt und mit den Lernenden erprobt.

Zu Beginn lernten Schülerinnen und Schüler die Biografie Inge Auerbachers kennen. Die deutsch-amerikanische Holocaust-Überlebende wurde 1934 geboren, erlebte als Kind die Folgen der Judenverfolgung im NS-Regime in Deutschland und emigrierte nach ihrer Befreiung aus dem Ghetto Theresienstadt in die USA. Inge Auerbacher ist eine der wenigen noch lebenden Zeitzeuginnen und setzt sich aktiv dafür ein, dass der Holocaust in Erinnerung bleibt, um eine Wiederholung zu verhindern.

Nachdem der Kurs mehrere Objekte (wie zum Beispiel ihre Puppe Marlene) und Fotografien, welche jeweils wichtige Rollen im Leben Inge Auerbachers spielten, genauer analysiert hatte, formulierte der Kurs einen bunten Strauß von Fragen, die sie der digitalen Version der Zeitzeugin gerne stellen wollten.

Das digitale Zeitzeugnis zeigte ein 3D-Modell von Inge Auerbacher. Beim Stellen einer Frage bekam man Antworten von Inge Auerbacher aus einem Pool von 900 zuvor videografierten Antworten. Das Programm arbeitet mit einer Künstlichen Intelligenz, welche hinterlegte Schlagwörter in den gestellten Fragen erkennt und unter den vielen verschiedenen Antworten Inge Auerbachers die passendste als Videoclip präsentiert.

Das Fazit des Kurses lautete; zwar gab es kleinere Kritikpunkte, wie zum Beispiel, dass die Fragen aufgrund der Ungeübtheit des Programms (noch) nicht immer beantwortet werden könnten. Weitestgehend Einigkeit herrschte darüber, dass ein solches digitales Zeitzeugnis nicht nur den jetzigen Generationen einen emotionaleren Einblick in die Geschichte einzelner Menschen und ihren Erinnerungen an die Zeit des NS-Regimes geben kann, sondern dass es vor allem zukünftigen Generationen die Möglichkeit bietet, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen persönlicher zu erleben und an sie auch nach deren Tod zu erinnern sowie ihr Vermächtnis zu bewahren.

Lena Bläsi, Jahrgangsstufe 1