Rollenspiel zum Stadionneubau in Freiburg

Ja? Nein? Wo? Geographie-Kurse betrachteten Raumnutzungskonflikte mal anders

In der Kursstufe soll in den zweistündigen Geographie-Kursen das Thema Raumnutzungskonflikte" behandelt werden. Aufgrund der Erfahrungen und Beobachtungen während der Planungsphase von Großprojekten wie z.B. "Stuttgart 21" oder auch dem Ausbau der Rheintalbahn war es notwendig, zunächst die Akteure und Mittel von Raumordnungsverfahren kennenzulernen, bevor schließlich die schrittweise Abfolge bis zum Planfeststellungsbeschluss erarbeitet wurde. Denn oft fehlt - insbesondere wenn man einem bestimmten Vorhaben kritisch gegenüber steht - die Kenntnis in Bezug auf den genauen Verfahrensablauf. So wurden in einer Doppelstunde zunächst die historischen Veränderungen der Flusslandschaft Oberrhein bis hin zu den heute noch konfliktträchtigen Poldern beleuchtet, was der eher herkömmlichen Herangehensweise an das Thema "Raumnutzungskonflikte" entspricht, allerdings erfolgte die Erarbeitung mittels WEBGEO, eine u.a. von der Universität Freiburg entwickelte Online-Lernplattform zu Geographiethemen. In einer weiteren Doppelstunde Ende Februar sollte dann ein aktuelles Beispiel auf dem Programm stehen, das insbesondere die SC-Fans unter den Kursteilnehmern besonders mobilisierte. Das von der Landeszentrale für politische Bildung bereitgestellte Rollenspiel zur Standortsuche eines Stadionneubaus beleuchtet nicht nur den politischen Prozess, auch die Argumente in Bezug auf die bestehenden Raumnutzungskonflikte wurden dabei zutage gefördert. So schlüpften Schüler in die Rollen des Freiburger Oberbürgermeisters Dieter Salomon und des Baubürgermeisters Martin Haag, andere wurde zu Mitgliedern der Fraktionen im Freiburger Stadtrat und schließlich wurden einige Kursteilnehmer kurzerhand als Mitglieder der Bürgerinitiativen zu emotionalen Befürwortern und Gegnern eines Stadionneubaus. Zunächst galt es ein Dialogforum vorzubereiten, also die eigene Position zu bestimmen und zu konkretisieren. In einem ersten verbalen Schlagabtausch konnte dann die Argumentation des politischen Gegners aufgenommen werden. In Fraktionssitzungen galt es dann schließlich sich gezielt auf die Stadtratssitzung vorzubereiten, die Beschlussvorlage der Verwaltung zu prüfen und einen Redebeitrag zu entwerfen, der möglichst öffentlichkeitswirksam die eigene Position umreißt und die gegnerischen Argumente auszuhebeln versucht. Einzig das Stundenende setzte der Debatte in dieser intensiven Doppelstunde ein Ende. Das Ergebnis war schließlich eindeutig: auch wenn es mahnende Worte in Bezug auf die Finanzierung gab, die Mehrheit für den Stadionneubau am Wolfswinkel war am Ende doch recht solide. Zum neuen Stadion fehlt nur noch der Aufstieg - aber noch ist etwas Zeit.

Martin Geier