Ingenieurtag 2015 am MPG

<p><strong>Abitur - was dann?</strong></p><p><em>Lahrer Oberstufenschüler informieren sich über Ingenieursberufe</em></p><p>Bereits zum fünften Mal führte das Max-Planck-Gymnasium in Kooperation mit der Firma Herrenknecht AG, der Schaeffler AG, der Firma hansgrohe SE, der Firma Julabo, der Debeka Krankenversicherung, des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), des Bildungsnetzwerkes COACHING4FUTURE", der Hochschule Offenburg sowie des Karlsruher Institutes für Technologie (KIT) einen "Ingenieurtag" für die Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen aller Lahrer Gymnasien sowie der Zehntklässler der Schulen im Mauerfeld durch. Das Ziel: Junge Leute für diese vielfältigen und zukunftsträchtigen Berufe zu begeistern.</p>

Was Ingenieure machen war augenfällig im Innenhof der Schule platziert: Der Rennwagen des Black Forest Formula Teams war bald von neugierigen Schülerinnen und Schülern umlagert. Geplant, konstruiert und gefertigt wurde der Bolide von Studierenden der Hochschule Offenburg, die damit europaweit bei Rennen antreten. Erläuterungen zu diesem Projekt gab es von Prof. Heinz-Werner Kuhnt von der Hochschule Offenburg sowie Prof. Richard Zahoransky, der den Verein der Ingenieure (VDI) vertrat.

Nach der Begrüßung durch Schulleiterin Waltraud Oelmann in der Aula sprach der Diplomkaufmann und ehemalige Maxler" Stefan Kätzlmeier zu den Oberstufenschülern. Er skizzierte dabei seinen Werdegang, der ihn von den durchlittenen Abiturklausuren in eben jener Aula zum Weltkonzern Siemens geführt hat. Heute ist er Vertriebsleiter Baden-Württemberg bei Siemens Healthcare. Die jungen Zuhörer ermutigte er, sich selbst und ihren Talenten zu vertrauen: "Wenn ihr das, was ihr tut, mit Leidenschaft tut, ergeben sich die nächsten Schritte von selbst." Durch die demographische Entwicklung in Deutschland habe schon jetzt ein "war for talents" begonnen, der der Generation Z, den "digital natives", viele Chancen biete, ist Kätzlmeier überzeugt. Die persönliche berufliche Entwicklung sei oft eine Suche, die aber spannend und schön sei.

Nach diesem Auftakt konnten die Schülerinnen und Schüler in zwei Durchgängen zwischen verschiede-nen halbstündigen Vorträgen. Norbert Burkhardts (KIT) engagierter Vortrag stand unter dem Motto "Neues denken - Neues bewegen - Neues schaffen." An anschaulichen Beispielen zeigte er auf, wie kreativ und vielfältig ein Studium der Ingenieurwissenschaften ist. "Was wir von ihnen erwarten ist eine breite Allgemeinbildung und Sozialkompetenz. Das Fachliche lernen Sie bei uns", erläuterte Burkhardt seinen Zuhörern. Erwartet würden gutes Deutsch, Verständnis der Mathematik und deren Anwendung.

Von der Firma Herrenknecht kam Gino Vogt. Er sprach über "Hightech im Untergrund - Wie Herrenknecht-Maschinen weltweit den Boden untertunneln". Frank Walter von der Firma Schaeffler sprach über Karrieremöglichkeiten nach einer Ausbildung bei Schaeffler. Außerdem gab er Einblicke in aktuelle Automotive-Projekte. Thomas Vanti, Wirtschaftsingenieur bei der Firma hansgrohe, erläuterte warum der Slogan "Think global, act local" bei hansgrohe keine leere Phrase ist. Auch die Hochschule Offenburg war am MPG vertreten. Dozentin Nicole Diebold sprach über den Spezialisierungsstudiengang "Logistik und Handel". Ihre Kollegin Vera Vanié erläuterte die "Plus-Studiengänge" der Hochschule, welche die Möglichkeit bieten, an zwei oder drei Hochschulen zu studieren und einen Bachelor in Frankreich, Deutschland und der Schweiz zu machen. Internationalität sei Programm an der Hochschule Offenburg. "Es gibt 70 Partnerhochschulen auf der ganzen Welt, bei denen Auslandssemester absolviert werden können, sowie die Möglichkeit einen Master auf Englisch zu machen", schloss Vanié ihren Vortrag. Auch Nino Breuer arbeitet als Projektleiter an der Hochschule Offenburg. Er informierte über den Studiengang Wirtschaftsinformatik, der spannende Perspektiven an der Schnittstelle von IT und Betriebswirtschaft eröffnet. Bei Phillipe Raulff, Diplom-Ingenieur (BA) bei der Firma Julabo aus Seelbach gab es gut gekühlte Cola für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die seine Fragen beantworteten. Die Firma, die Temperiergeräte für vielfältige Anwendungen herstellt, bildet auch Studenten im Dualen Stu-dium aus. Diese erhalten dabei jedes Semester Projekte, die sie alleine durchführen müssen. Raulff gab zu, "dass die Studenten dabei ins kalte Wasser geworfen werden" und Probleme selbständig lösen müssen. "Natürlich geben wir kleine Hilfestellungen, wenn es einmal hakt", schränkte er ein. Ein Ergebnis der studentischen Arbeit, einen Getränkekühler, hatte er ans "Max" mitgebracht. "Es ist für die Studenten ein Erfolgserlebnis, wenn sie in drei Monaten ein solches Gerät konstruiert und gebaut haben".

Ein regelmäßiger Gast beim MPG-Ingenieurtag ist Christian Dörfler. Der ehemalige Max-Planck-Schüler (Abitur 2007) war wieder eigens von Daimler aus Sindelfingen angereist. Dörflers Thema war das Duale Studium, das er allen empfahl, "die sich mehr für das Produkt interessieren als für die wissenschaftliche Forschung". Das duale Studium biete einige Vorteile. "Man hat einen Arbeitsvertrag bei einem Unternehmen und erhält eine Vergütung." Die Praxiseinsätze erlaubten ein "tiefes Eintauchen in die Abläufe innerhalb eines Unternehmens, die relevante Mitarbeit in Teams, wobei ihr schon bald selbst Verantwortung übernehmt", führte er aus. Dabei lerne man schnell soziale Kompetenzen wie Kritikfähigkeit und könne gut persönliche Netzwerke aufbauen. "Überhaupt ist der Beruf des Ingenieurs vor allem Umgang mit Menschen, nicht das Versauern am Computer", räumte Dörfler mit einem verbreiteten Klischee auf. Als einziger nicht im Bereich der Ingenieurswissenschaften tätiger Referent stellte Thomas Pöpping von der Debeka die Ausbildung zum Kaufmann/zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen vor.

Wieder in der Aula informierten Sandra Höppner und Marion Dürr von COACHING4FUTURE, dem Bildungsnetzwerk Baden-Württemberg, über Zukunftschancen und Berufe im naturwissenschaftlichen Bereich. Sie boten den Jugendlichen anschaulich Einblick in die weite Welt der MINT-Berufe und gaben Tipps, wie sie sich über ihre ei-genen Wünsche, Neigungen und Eignungen klar werden könnten. Dazu bietet Coaching4Future" interessierten jungen Menschen einen "Karrierenavigator". Außerdem riefen Höppner und Dürr die anwesenden Mädchen auf, in die Männerdomäne MINT einzubrechen. Laut Prof. Tobias Felhauer von der Hochschule Offenburg gibt es über 3000 Studiengänge im Bereich der Ingenieurwissenschaften in Deutschland. "Das ist für viele Abiturienten ein Dschungel", stellte er fest. Außerdem haben viele nur vage Vorstellungen von dem, was sie in einem Ingenieurstudium erwartet. "Um den Einstieg zu erleichtern, wurde in Offenburg das Einstiegssemester startING" entwickelt, erläuterte Felhauer. Neben Vorlesungen und Übungen in den Grundlagenfächern Mathematik, Physik und E-Technik, gibt es umfangreiche Angebote zur Orientierung wie das Kennenlernen der Einrichtungen und Labors der einzelnen Fachrichtungen an der Hochschule sowie Exkursionen zu Unternehmen. "Die erworbenen Leistungen können dann bei der Wahl eines ingenieurwissenschaftlichen Bachelor-Studiengangs angerechnet werden", so Felhauer weiter. Das Studium dauere damit zwar ein Semester länger, biete aber mehr Raum zur persönlichen Entwicklung. Zum Schluss sprach Michael Kurth vom KIT über den Weg zum Studium: "Die Studienentscheidung ist kein plötzliches Ereignis, sie ist ein Weg, ein Prozess". Das persönliche Gespräch mit Praktikern und Studenten sowie Freunden und Familie sei noch vor den "Karrierenavigatoren" im Internet ein wichtiger Teil der persönlichen Orientierung. Er riet, sich solide Informationen zu holen, die Studienberatung der in Frage kommenden Hochschule zu kontaktieren und sich selbst dort umzusehen, beispielsweise auf Informationsveranstaltungen. Nach der Entscheidung für einen Studiengang empfahl er den Schülerinnen und Schülern, einen Kalender anzufertigen, um die Schritte Bewerbung, Zulassung und Vorbereitung auf den neuen Lebensabschnitt zu gut planen. Auch am KIT gibt es Vorbereitungskurse über mehrere Wochen oder das "MintKolleg", das ähnlich dem Programm StartING den Studienenstieg entzerrt und erleichtert.

Andreas Laug